Das städtische Magazin (Wanderherberge)
Während der Nachkriegsjahre wurde in Hausach eine Wanderherberge betrieben für Obdachlose oder heimatlose Flüchtlinge. Zwischen der Wagnerei Limberger und dem Zickzackweg zum Schlossberg hoch war ein Gebäude auf Straßenhöhe in den Hang eingebettet.
Zwei hölzerne Tore sperrten den Eingang zum ebenerdigen Untergeschoss, worin Arbeitsgeräte und Maschinen der Stadtarbeiter lagerten. Im ersten Geschoss vorne waren zwei Räume mit Vorderfenstern und seitlichem Eingang.
Während des Dritten Reichs war die Flieger-HJ Nutzer des Gebäudes, das deshalb einfach HJ-Heim hieß, auf der Fassade außen prangte der rot/weiße Rhombus mit dem schwarzen Hoheitsabzeichen, welches die über 14-Jährigen Mitglieder auch auf ihrer Uniformarmbinde trugen. Sie bastelten während ihrer Dienstabende Modellflugzeuge nach Vorlagen und Zeichnungen, die schwierig zu besorgenden Materialien bestanden ausschließlich aus Sperrholz und Ölpapier. Klebstoff und Gummiringe waren ebenfalls rationiert.
Die Papierflieger hatten bis zu 1 Meter Spannweite, das Profil glich denen der damals sehr populären Segelflieger, sie wurden zum Testflug vom Startplatz vor dem Schlossturm in Richtung Städtchen gestartet.
Man konnte leicht verfolgen, in welchem Garten oder auf wessen Dach sie dann landeten.
Nach Kriegsende wurden die Räume als Notunterkunft benutzt, wer auch immer zu Fuß unterwegs war und abends strandete, hatte ein Dach über dem Kopf. Helferinnen des Roten Kreuzes übernahmen deren Betreuung.
Nicht selten traf man anderntags die Besitzlosen beim Betteln an den Haustüren. Als das Wirtschaftswunder sich langsam breitmachte und nur noch vereinzelte Landstreicher unterwegs waren, hatten die Stadtarbeiter wieder das alleinige Nutzungsrecht für ein paar Jahre, bis der hölzerne Aufbau altershalber verfiel und nur das Fundament weiterbestand.
Lothar Sonntag 2015
Im Jahr 1688 zeichnete der Maler Karl Keller die Ansicht „Hausach im Kinzigthale“, dessen Originalgemälde sich im Fürstlichen Hauptarchiv in Donaueschingen befindet. Es hat den Anschein, als ob sich auf dieser Zeichnung das Gebäude unseres jetzigen städtischen Magazins befindet, das im Jahre 1834 erbaut wurde. Aus den Akten ist lediglich zu erfahren, dass im Jahre 1893 der Bierbrauer und „Schloßbergwirth“ Karl Schmider aus Hausach im Zusammenwirken mit dem Biberacher Bierbrauer Jehle dieses Gebäude kaufte, um Bier für die Gasthäuser „Schlossberg“ und „Schwabenhans“ zu lagern. Im Jahr 1936 erwarb die Stadt Hausach das Gebäude und stellte die Räumlichkeiten der Flugsportgruppe Kinzigtal zur Verfügung. Dort wurden mehrere Segelflugzeuge gebaut. Bürgermeister Eugen Heizmann taufte in der Stadthalle eines der Flugzeuge auf den Namen „Stadt Hausach“. Als sich die Flugsportgruppe auflöste, verfiel das Gebäude und wurde teilweise abgerissen. Nur der Gewölbekeller blieb stehen.
Im Jahr 2015 wurde das Grundstück mit dem Gewölbekeller verkauft und zwischenzeitlich steht dort ein Wohnhaus. Nur der Gewölbekeller mit der Jahreszahl 1688 erinnert an das über 200 Jahre alte Gebäude.