Die ehemalige Lohmühle
Die Lohmühle war ein Gebäude an der Hauptstraße rechts Richtung Haslach zwischen dem ehemaligen Schuhhaus Neumaier und dem jetzigen Abgange der Straße zur Unterführung und Kinzigbrücke. In dem Gebäude wurde das zur Lederverarbeitung notwendige Rindenmaterial (Loh) gemahlen. Das Gebäude stand am damaligen Mühlbach (später Kanal); mit Wasserkraft wurde die Mühle angetrieben. An dieser Stelle trennte sich das Wasser für die Wiesenbewässerung des Kinzigvorlands. Da zu Beginn des Bahnbaues noch kein Bahndamm vorhanden war, ging die Bewässerung des geschwellten Wassers zu bestimmten vorgeschriebenen Zeiten direkt auf die Wiesen. Nachdem die Eisenbahn dann von Hausach weiter Richtung Schwarzwald verlegt wurde, war ein Bahndamm wegen der Steigung notwendig. Es wurden dann zwei massiv gebauten Durchgänge zum Kinzigvorland eingebaut.
Der erste Durchgang lag dann fast direkt bei der Lohmühle. Der zweite Durchgang führte etwa in der Höhe vom jetzigen Rot Kreuz Haus unter der Bahn aufs Vorland durch. Das durchgeführte Wasser diente erstens für die obere Fläche, der zweite Durchgang für die untere Hälfte der Kinzigvorlandwiesen. Beide Abgänge wurden in den etwa 1960/70 zugeschüttet. Der zweite Ausgang am Schänzleweg ist noch sichtbar.
Nachdem die Hauptmenge des Wassers vom Mühlbach für die Wasserkraft des circa 250 m westlich liegenden Sägewerk und Mahlmühle benötigt wurde und um die gerechte Verteilung des Wasser und der Bewässerungszeiten zu garantieren, wurde beim Bezirksamt in Wolfach am 27. Oktober 1863 zwischen dem Sägewerk- und Mahlmühlebesitzer Richard Streit, dem Besitzer der Lohmühle Hermann Becherer, sowie den Besitzern der Vorlandwiesen die Wässerungsgenossenschaft Schänzlewiesen gegründet. (Aktenzeichen 14/2) Stadtarchiv Hausach)
Der Vertrag beinhaltete versch. Rechte und Pflichten. Kostenverteilung usw. Die Zeiten zur Bewässerung der Vorlandwiesen wurde bei Notwendigkeit wie folgt festgelegt:
Von Michaeli bis Georgis abends 7 Uhr bis morgens 6 Uhr und von Georgie bis Michaeli von abends 9 Uhr bis morgens 4 Uhr. An Sonn- und Feiertagen ist die Genossenschaft der Schänzlewiesen berechtigt bei Tage das Wasser abzuleiten. Es wurde auch ein unbeteiligter Bürger beauftragt (sog. Wasserknecht), der auf die Einhaltung zu achten hatte. Der Letzte dieser Aufsicht soweit ich mich noch erinnern kann, war Wilhelm Brücker, Landwirt Hausach Dorf.
Das zu mahlende Rohmaterial für die Herstellung der Loh bestand aus Eichenbengel bis zu einem Durchmesser von ca. 5 cm. Länge circa 1 m. Die Herstellung erfolgte wie folgt: Die verschiedenen Bauernhöfe, in unserem Gebiet meist im Einbachtal, hatten immer einen sogenannten Eichbusch angepflanzt, der immer nach Einschlag sehr schnell selbständig wieder nachwuchs. War die notwendige Stärke des Holzes erreicht, wurden die entsprechenden Stücke geschlagen und auf 1 m. abgelängt. Wenn die erreichbare Höhe erreicht war, wurde mit einer Leiter weiter abgelängt oder der Dolder abgeschlagen und am Boden aufgearbeitet. Nach dem Ablängen wurden die einzelnen Stücke mit dem "Sässle” in der Länge angeritzt, jedes Stück mit einem Stößel geklopft bis sich die Rinde gelöst hat. Diese Arbeit sollte jedoch möglichst kurz nach dem Einschlag erfolgen, solange das Holz noch nicht trocken war. Die Rinde wurde dann mit Pferdefuhrwerk zur Lohmühle gefahren und gemahlen.
In Hausach stand gegenüber der Lohmühle an der Hauptstraße , beim Schlossbergaufgang an der Hauptstraße das Gerberhaus. In dem Untergeschoss dieses Gerberhauses waren im Boden große Bottiche eingelassen, in welche die gemahlene Eichenlohe eingefüllt wurden. Von älteren Männern wurde uns früher erzählt, dass die jugendlichen Burschen die gemahlene Eiche barfüßig stampfen durfte. Die letzte mir bekannte Familie war die im Gerberhaus wohnhaften Familie Lehmann „Gerberlehmann“ genannt.
Das Rohmaterial der geschälten Eichen wurde bei den Bauern von Rindenhändler aufgekauft und an die Mühlen geliefert. Hausach hatte in dem damaligen Rindenhändler "Eichenwirt" Breithaupt auch einen solchen Rindenaufkäufer.
Die beiden Gebäude Lohmühle wie auch das Gerberhaus wurden abgebrochen. Lohmühle in den 1960/70 Jahre. Gerberhaus bei der Stadtsanierung 1970/80 Jahren. Auf dem Platz des ehemaligen Gerberhauses steht jetzt das Fahrradgeschäft Stehle. Auf der östlichen Seite des Hauses der Familie Stehle wurde eine kleine Anlage mit Brunnen erstellt. Der auf dem alten Bild beim Tor zum Kellereingang sichtbare Torbogen wurde bei der Anlage wieder verwendet und ist dort sichtbar angebracht.
Autor: Heinrich Ecker