Café Hiller
„In einer kleinen Konditorei, da saßen wir zwei …“ war ein beliebter Schlager der Nachkriegszeit.
Etwa 1952 – 53 eröffnete Konditor Hiller ein kleines Café an der Inselstraße, links neben dem Ärztehaus Katz. Es hatte zwei zimmergroße Räume, eines davon mit kleinem, verglastem Balkon überm Rosengarten mit Blick auf Kanal und ev. Kirche. Die Qualität der Torten war sagenhaft in meiner Erinnerung, aber nicht der Hauptgrund der Einkehr nach dem Schwimmbad-Besuch.
Hinter der gläsernen Theke mit dem köstlichen Backwerk und der bunten Tortenauswahl stand ein kapriziöses Persönchen und fragte lächelnd nach den Wünschen der Kunden. Die zierliche Blondine aus einem Nachbarort war mir bekannt vom allwöchentlichen Samstagabend-Schwof mit Lulu‘s Tanzkapelle in der Schlossberg-Kegelbahn, die Fortführung des Flirts war ebenso wichtig wie der Kaffee- und Kuchengenuss.
Fast immer spielte ein Radio im Hintergrund die damals romantischen Schlager, der Aufenthalt dort war gänzlich verschieden zu einem Wirtshausbesuch. Wer genug Taschengeld hatte, konnte seine Freundin am Wochenende dahin einladen, aber generell hatte man nicht den Eindruck, dass die Einwohner die Tür einrannten, obwohl das neue Lokal seinen Reiz hatte.
Eigentlich ein schönes, romantisches Plätzchen zum Verweilen. Im Nachhinein ist nicht mehr festzustellen, warum die Besucherresonanz im einzigen Café es Ortes relativ gering war bzw. nachließ. Nach nur wenigen Jahren schloss das Café wieder und die Hausacher Jugend hatte einen lauschigen Treffpunkt weniger.
Anschließend praktizierte ein HNO-Arzt in dieser Liegenschaft, in welcher vor der Café-Ära der gestrenge Volksschullehrer Beuter mit seiner Familie gewohnt hatte.
(Lothar Sonntag 2014)