Mit Windeseile hatte sich die traurige Botschaft in Stadt und Tal im Jahr 961 verbreitet, dass der „Cölestin“ das Opfer eines Verkehrsunfalles geworden ist. Cölestin Schmieder war seit 01. Januar 1937 Totengräber und später auch Leichenschauer der Stadt Hausach und der sie umgebenden Talgemeinden. Er war auf einem Dienstgang am Hechtsberg. Ein gutmütiger Autofahrer wollte ihn mitnehmen und hielt an, als er von einem weiteren Fahrzeug angefahren und getötet wurde.
Das Amt des Totengräbers und Leichenschauer war ihm nicht nur ein Broterwerb sondern innere Berufung. Mit Leib und Seele hing er an seinem Friedhof. Nach außen hin war er ein unverfälschtes Original, das seine Aufgabe mit dem ihm gebührenden kernigen Humor durchwürzte, innerlich war er aber ein Philosoph, der das ganze menschliche Leben von seinem Ende her betrachtete und tief mit der Religion verwurzelt war. Noch kurz vor seinem Tode äußerte er: „Mich ka de Härrgott hole, wänn er will, ich bin griechtet“.
Auf dem Grabstein seines Vorgängers stand, dass dieser 790 Personen begraben hatte. Cölestin Schmieder hatte über 1000 Fälle und hat hierbei den Hinterbliebenen seinen wenig beneideten Beistand gewährt. Über 1000mal hat er in betrübte Augen gesehen und hat Schmerz und Kummer übersehen müssen. Über 1000 Gräber schaufelte er von Hand aus und schmückte den Sag. Unvergessen wird auch sein, wie er mit kahlem Kopf am Eingang des Friedhofes erschien, den Sargträgern winkte und sagte: „Bringe ne!“ Dann aber war er mit heiligem Ernst bei seiner Arbeit. Er setzte sich auch schon vor Jahren seinen eigenen Stein auf dem Friedhof, jedoch ohne Aufschrift. Cölestin Schmieder wurde 71 Jahre alt, hat über 1000 Personen begraben – dann wollte Gott ihn selber haben.
(Auszüge aus der Veröffentlichung von Kurt Klein „Wir erinnern uns“ vom 02.02.2009)