Abschrift (Udo Prange) aus „Chronik- Manuskripte von Chronist Gustav Hirt“
Der Ratskeller / der frühere Hirsch
Der Hirsch und heutiger Ratskeller ist eine der ältesten Tavernen oder Gastwirtschaften in Hausach und des ganzen Kinzigtales überhaupt. Auch er fiel, wie die gegenüberliegende Krone mehreren Bränden zum Opfer. Dem ersten Brand dürfte er schon im Jahre 1468 anheim gefallen sein, falls er in jener Zeit schon existierte, was auf Grund der in Verlust geratenen Urkunden nicht mehr feststellbar ist. Damals brannte die ganze innere Stadt bis auf des Felsenbergs Haus am Schloss ab. Sein Bestehen vor dem dreißigjährigen Krieg ist insofern nachweisbar, dass er im Jahre 1648 wieder aufgebaut wurde, denn am 16. August 1648 bezahlte Hirschwirt Andreas Repple laut Eintrag für 7 Saum Ohm Wein 2 Pfund 3 Batzen 2 Pfennig Umgeld an die Stadtkasse. Dieses war die erste Abrechnung nach dem 30jährigen Krieg. Er wurde also im Jahre 1643 auch ein Opfer der Flammen, als das „Stättlin Haussen“ gar eingeäschert wurde. Johann F a i s t wurde im Jahre 1715 als Hirschwirt urkundlich in Erwähnung gebracht. Als am 30. Oktober 1734 durch Unvorsichtigkeit in der Gastwirtschaft zur Krone ein Feuer entstand, wobei vom oberen Tor bis zur Gassenwirtschaft alle Häuser bis auf wenige eingeäschert wurden, wurde auch der Hirsch unter dem damaligen Hirschwirt Antoni Wölfli durch Brand vollständig zerstört. Wölfli muss inzwischen gestorben sein, denn am 23. November 1735 erklärte die verwitwete Hirschwirtin Justitia Wölfle, geb. Bandlerin, dass ihre Kinder und deren Verwandtschaft wünschten, dass sie mit ihnen teilen solle. Diese verlangten den „Voraus“. Da die Bandlerin gewillt war eine Teilung vorzunehmen, ohne jedoch den “ Voraus „ zu erlauben, fasste der Rat folgenden Beschluss: Die Hirschwirtin solle bedacht sein, das Wirtshaus aus gesamten Mitteln wieder aufzubauen und mit den Kindern weiter zu hausen, weil sie als rechte Kinder angenommen seien und sie rechte Mutter geworden ist. Den Vorteil zu der Wirtschaft den alten Kindern abzusprechen, könnt man von Rathswegen nith thun absonderlich aldieweilen die Mittel von ihren Eltern da seye.“ Ihre Notwohnung hatte die Hirschwirtin Justitia Wölfle geb. Bandlerin auf dem Rathaus, das anscheinend vom Brand verschont geblieben war. Im Jahr 1736 nahm dieselbe vom Fond der Kreuzbergkapelle in Husen ein Darlehen von 400 fl. auf. Der nachfolgende Hirschwirt Blasius Dorner beschwerte sich im Jahre 1760 in einer 9 Seiten umfassenden Beschwerdeschrift über das unkollegiale Verhalten den nachbarlichen Kronenwirtes Glück, welcher ihn dadurch ruiniere, dass er als Schultheiß alle Zehrungen an sich ziehe und alle Leute veranlasse, als Gäste seine Wirtschaft aufzusuchen.
Obervogt Dornblüth, welcher dem Kronenwirt Glück gut gesinnt war, sandte einen für Glück günstigen Bericht ab und Hirschwirt Blasius D o r n e r wurde daher ein abschlägiger Bescheid erteilt. Dornblüth erwähnte in diesem Bericht, dass in Hausach kein tauglicherer für den Posten des Schultheißen vorhanden wäre und Glück durch keinen zweiten ersetzt werden könne. Blasius Dorner gab sich jedoch mit diesem absagenden Bescheid keinesfalls zufrieden und ließ nochmals einen Bericht von acht Seiten an die Regierung abgehen, worin er wiederholt um Abstellung bat. In diesem Bericht bezeichnete Dorner den Obervogt Dornblüth als parteiischen Obervogt. Nachdem nun Dornblüth in einem anderen Sinne der Regierung Bericht erstattet hatte, lenkte die Regierung zwar ein, stellte die Sache jedoch nicht ab. Auf eine nochmalige Beschwerde Dorners 1764 suchte Glück mit weitliegenden Gegenbeweisen auszuholen und unter anderem erklärte er welch zahlungsfähiger Mann er wäre und wie gerne die Leute bei ihm verkehren würden. Aber auch schon im Jahre 1715 entstanden zwischen den beiden Schildwirten, dem damaligen Hirschwirt Johann Faist und dem Kronenwirt und Schultheiß Moritz Glück Konkurrenzstreitigkeiten betreffs Abwechslung der Zehrungen. Um die Differenzen der beiden Wirte unter sich beizulegen, entschied sich die Regierung wieder, die Abwechslung der Zehrungen nach alter Observanz durchzuführen, indem sie den Standpunkt vertrat, dass Mori Glück als Schultheiß es ausgezeichnet verstehen würde, alle Zehrungen bei ihm in der Krone stattfänden und er dem 2 armen Hirschenwirt alles zu entziehen suche. Es wäre notwendig, dass man den Schultheißendienst separiere. Hirschwirt Johann Faist wurde deshalb wegen den ausgestoßenen ungleichen reden zu acht Tagen Turm condemeniert. Die beiden unter sich zwar uneinigen Schildwirte gingen aber doch gegen den Gassenwirt Mathias Dietsche geschlossen vor und verklagten denselben, weil er über Nacht Gäste in seinem Hause beherbergte, was ihm sonst nicht gestattet war. Ebenso beschwerten sich dieselben, dass der Gassenwirt Math. Dietsche am 15. Juli 1715 die Genehmigung, „gassenwürthen“ zu dürfen, erhalten hätte. Durch die langen Kriege, Plünderungen, Einquartier-ungen, Marsche und Remarsche hart heimgesucht würde sich die Konkurrenz in diesem kleinen Ort sehr fühlbar machen, führten sie als Grund an. Der Krämer Andreas Wahler verkaufte 1762 dem Blasius Dorner , Hirschwirt und Rat, seinen Anteil an ihrem gemeinschaftlich erbauten Keller, welcher vornen an den Weg des Verkäufers und Christian Mos und hinten an den Schlossberg stieß, und zahlte der Stadt den Bodenzins. Blasius Dorner wollte hinten an seinem Haus am Mühlbach, eine Stube anbauen. Es wurde ihm erlaubt, hinten der Breite nach von seinem auf der Stadtmauer ruhenden Haus hinaus mitten vor bis an den Mühlbach ohne mindeste Hinderung seines in der Breite wirklichen Laufes den Anbau zu erstellen. Das Fundament sollte mit einem wohlversorgten „Rosch“ versehen und darauf die Tragsäulen zu stehen kommen. In der Zwischenzeit starb Blasius Dorner. Im Jahre 1730 verehelichte sich die Hirschwirtswitwe Martha Dorner geb. Schmiderin mit dem Jüngling Jakob Winterer, Bauer ab dem hinteren Hof und nahm den Hochzeiter auf die Wirtschaf zum Hirsch. Die Berechtigung jemand hinzusetzen, bestand für ihn nicht. Die Kinder des Dorner blieben im Vorteil. Des Blasius Dorner jüngster Sohn hieß Anton. Er übernahm später den Hirschen.
Im Jahre 1300 übernahm Anton Dorier, Sohn des Blasius Dorner den Hirschen, im Jahre 1825 Xaver Schmider und seine Ehefrau Karoline geb. Sattler, im Jahre 1848 Mathias Schmider.
Spätere Eigentümer im 19. Jahrhundert waren: Josef Schmider, Josef Schmider Witwe und Otto Schmider. Der jetzige Eigentümer Friedolin Stehle, Ratsschreiber a.D., richtete im Hirsch Fremden-zimmer ein. Er gab dem Hirsch die heutige Bezeichnung "Ratskeller".
Nachfolgende Wirtinnen:
Cäcilie Sahr, geb. Stehle
Christa und Hermann Lehmann und
Bärbel und Klaus Gutmann