Dr. August Vieser – erster Arzt in Hausach
„Ich habe mich zur Ausübung der ärztlichen Praxis in Hausach niedergelassen. Meine Wohnung befindet sich bei Herrn Schreinermeister Uhl. Dr. Vieser, prakt. Arzt“. Diese einfache Mitteilung konnte man im März 1895 mehrmals in der damaligen Tageszeitung lesen.
Nun hatte also auch das Städtchen unter der Burg mit den umliegenden Talgemeinden Einbach und Sulzbach einen eigenen Doktor. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten die Einwohner aus dem Hausacher Kirchspiel ärztliche Hilfe aus Wolfach, mehr noch aus Haslach (Dr. Hubert Feederle) in Anspruch nehmen.
Aus der Chronik[1] erfahren wir, dass 1760 ein gewisser Michael Köhler als »Chirugius« und »Barbier« tätig gewesen ist und auch eine Badstube unterhielt. Um die gleiche Zeit wandte der Chirugius Pappenheim vornehmlich bei den »Bergwerkslaboranten« seine Kunst im »Barbieren« und »Aderlässen« an.
Die »Medizinen« holte er bei den Apothekern und Doktoren in Wolfach oder Hausach. Nur die »Spirituosen und Gewässer« stellte er selber her. Die Barbiere zogen auch die kranken, faulen Zähne. So konnte man beim alten Kronenwitter- Friseur auf einem Schild noch lesen: »Haarschneiden und Zähneziehen«.
Nun also hatten auch die Hausacher ihren ersten »gstudierten« Doktor. Im Hause seines Schwiegervaters, des um das Gemeinwohl hochverdienten Schreinermeisters Roman Uhl, praktizierte er. Wurde er in die Täler gerufen, so musste der nachbarliche »Hirsch«-Wirt die Pferde vor die Kutsche spannen.
Meist kamen jedoch die Bauersleute mit dem »Bennewägele« und nahmen den Arzt mit. Natürlich hatte er auch die von ihm ins »Städtische Spital« eingewiesenen Patienten zu betreuen.
Im Jahre 1900 gehört Dr. Vieser zu den Mitbegründern des Hausacher Roten Kreuzes, dessen erster Abteilungs- bzw. Kolonnenarzt er 30 Jahre gewesen ist. Im 1. Weltkrieg trug er als Stabsarzt den grauen Rock und war nebenher auch mit der Ausbildung von Sanitätsschülern betraut.
Hoch dekoriert kehrte Dr. August Vieser aus dem Krieg zurück. Man sagt, er habe den heute noch als Museumsstück erhaltenen »Krankentransportwagen« aus dem Felde mitgebracht.
Sofort bemühte er sich wieder um den Aufbau der städtischen Sanitätskolonne, die ihm zeitlebens sehr am Herzen lag, so dass man ihn als den »Vater der Sanitätskolonne« betrachtete.
1930 legte er die Geschicke des Hausacher Roten Kreuzes in die jüngeren Hände von Dr. Friedrich Katz, der 1928 nach Hausach gekommen war.
Wenige Jahr später - 1934 - starb der erste Hausacher Arzt. Dr. Vieser wurde auf dem Hausacher Friedhof beigesetzt.
Entnommen aus Zeitungsveröffentlichung am 31.03.1995 – Autor: Kurt Klein